Die Göttin des Regenbogens / Iris sibirica

Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) am Chiemsee-Südufer

Die Göttin des Regebogens war in der griechischen Mythologie Iris. Ihr Name ging auf die botanische Gattung der Schwertlilien über – wer die Blüte der Sibirischen Schwertlilie genau ansieht, versteht warum. Im Chiemgau kommt die Art auf feuchten Wiesen vor, mancherorts entlang der Tiroler Ache, vor allem aber rings um den Chiemsee und die anderen Seen. Sie steht allerdings nie mit den „Füßen“ im Wasser, eher an Stellen, die auch einmal austrocknen können. Im Frühsommer, Ende Mai blüht die Sibirische Schwertlilie. Mancherorts werden die Wiesen dann wirklich blau. Iris sibirica trägt ihren Namen nach der Hauptverbreitung im Norden Asiens. Die Standorte in Bayern am Alpenrand zählen schon zu den westlichen Vorposten.

1. Band „Orchideen“

Nach zwei Jahrzehnten systematischer Kartierung erscheint im Mai 2021 mit dem Band „Orchideen“ der erste Teil der Flora des Chiemgaus im kleinen, eigens dafür gegründeten Verlag Blauer Birnbaum. Der Band stellt auf 100 Seiten alle wildwachsenden Orchideen des Chiemgaus vor. Klimaneutral gedruckt auf Recyclingpapier. ISBN 978-3-949316-00-5, 12,90 Euro.

Niedrige Schwarzwurzel / Scorzonera humilis

Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis)

Im Frühsommer tauchen auf einigen wenigen sehr mageren Feuchtwiesen oder Hangquellmooren im Chiemgau gelbe Blütenkörbe auf, die sich auf den ersten Blick kaum vom Löwenzahn unterscheiden. Auf den zweiten Blick werden dann die Unterschiede zum Löwenzahn sichtbar: ein weiß-flockig-behaarter Stängel, der noch dazu kleine Blätter trägt. Und die Laubblätter am Boden haben keinerlei Zähne. Es handelt sich um die sehr seltene Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis). Die große Verwandtschaft Scorzonera hispanica ist übrigens das Speisegemüse.

Fieberklee / Menyanthes trifoliata

Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

Klee, ja: Pflanzen, deren Blätter aus drei getrennten Teilblättchen zusammengesetzt sind, werden oft als „Klee“ bezeichnet, auch wenn die so benannten Arten gar nicht näher verwandt sind. Der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) ist, grob vereinfacht, eher mit den Enzianen verwandt als mit den Schmetterlingsblütlern, zu denen der Wiesenklee gehört. Fieberklee wächst auf nassen, sauren und nährstoffarmen Standorten, oftmals halb im flachen Wasser untergetaucht.

Finger-Zahnwurz / Cardamine pentaphyllos

Finger-Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos)

Unter dem knappen Dutzend einheimischer Schaumkräuter und Zahnwurzen (Gattung Cardamine) ist die Finger-Zahnwurz (Cardamine pentaphyllos) eine der attraktivsten. Über den sattgrünen fünfteiligen Laubblättern erscheinen im Mai große lila Blüten. Die Art kommt in den Chiemgauer Alpen im Inntal und im Priental vor, im Achental fehlt sie interessanterweise. Im weiter östlich gelegenen Trauntal wurde vor wenigen Jahren ein isolierter Einzelfund gemeldet.

Berberitze / Berberis vulgaris

Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris)

Auf mageren Böden, an Waldrändern und insbesondere auf Viehweiden kommt die Berberitze vor, ein kleiner dorniger Strauch. Pflanzen mit Dornen profitieren von Beweidung, denn das Vieh meidet sie normalerweise, frisst aber ringsum die Konkurrenz ab: doppelter Vorteil. Die essbaren Früchte sind heutzutage nicht mehr sehr präsent in der alpenländischen Ernährung. Früher wurden die länglichen, roten Früchte im Herbst geerntet und getrocknet. Sie schmecken recht fruchtig und sauer, was dem Strauch den landläufigen Namen „Sauerdorn“ verschafft hat. In Persien wird übrigens Reis traditionell mit ein paar Berberitzen-Früchten gekocht.

Eine seltene Weiden-Hybride

Hybride der Heidelbeer-Weide mit der Kriech-Weide (Salix myrtilloides x S. repens).

Viele Weidenarten bilden Kreuzungen mit anderen Weiden. Dafür ist die Gattung bekannt. Die Kreuzung der Heidelbeer-Weide (Salix myrtilloides) mit der Kriech-Weide (Salix repens) zählt zu den seltenen Funden. Der Neufund in Reit im Winkl nicht als Hybride bemerkenswert, sondern weil die Beteiligung der im Chiemgau äußerst seltenen und nach Roter Liste 2018 vom Aussterben bedrohten Heidelbeer-Weide durch die leuchtend weinroten Fruchtknoten unübersehbar vorliegt und damit wenigstens ein früheres Vorkommen von Salix myrtilloides belegt. Die Fruchtknoten und deren Stiele am Fundort sind angedrückt behaart. Damit trägt die Pflanze zusätzlich ein typisches Merkmal von Salix repens, die ebenfalls am Fundort vorkommt. Rezent ist in Bayern östlich des Inns derzeit nur ein einziger Fundort von Salix myrtilloides am Alpenrand belegt. Der vorliegende Neufund stellt den ersten (indirekten) Nachweis der Art in den Chiemgauer Alpen seit 1945 dar und erst den zweiten Nachweis im bayerischen Teil der Chiemgauer Alpen überhaupt. Dass Salix myrtilloides in den Chiemgauer Alpen rezent vorkommt, ist dagegen freilich lange bekannt, allerdings auf Salzburger Seite im Heutal.

Breitblättriges Knabenkraut / Dactylorhiza majalis

Breitblättriges Knabenkraut, Dactylorhiza majalis

Auf mageren Feuchtwiesen im Alpenvorland, den „Streuwiesen“, kann man im Mai mit etwas Glück die dunkelvioletten Blütenstände des Breitblättrigen Knabenkrauts entdecken. Seine Laubblätter tragen dunkle Flecken, wie einige weitere Knabenkrautarten auch. Die Art ist auch auf Bergwiesen zu finden. Je höher der Standort, desto später die Blütezeit: in den Hochlagen bis in den Juli hinein.

Spatelblättriges Greiskraut / Tephroseris helenitis

Spatelblättriges Greiskraut, Tephroseris helenitis subsp. helenitis

Auf den mageren und nassen Streuwiesen im Alpenvorland und in den Tälern am Alpenrand wächst ein seltener Korbblütler: das Spatelblättrige Greiskraut. Es ist nur zur Blütezeit im Mai wirklich auffällig; wo es wächst, kommen auch andere seltene Arten wie verschiedene Knabenkraut-Arten vor. Von der ohnehin seltenen Art gibt es eine noch viel seltenere Unterart: die Salzburger Unterart subsp. salisburgensis.

Salzburger Unterart, Tephroseris helenitis subsp. salisburgensis

Die Salzburger Unterart besitzt keine Zungenblüten. Die Blütenstände sehen deshalb so aus, als hätte sie jemand für „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“ verwendet.